Die Kulturstiftung der Barbarossastadt Gelnhausen hat es sich zur Aufgabe gemacht, das bedeutende kulturelle Erbe der traditionsreichen Stauferstadt zu bewahren und zu pflegen. 1170 von Friedrich I. Barbarossa gegründet, zeugen die staufische Kaiserpfalz, die prächtige Marienkirche und zahlreiche mittelalterliche Sandsteinbauten bis heute von der glorreichen Vergangenheit der ehemaligen Reichsstadt, und das liebevoll restaurierte Fachwerkensemble der Altstadt illustriert eindrucksvoll die turbulente Geschichte der Stadt. Neben der Wahrung dieses baugeschichtlichen Erbes zählt die geistesgeschichtliche Tradition Gelnhausens zu den Kernthemen der Kulturstiftung: Konzerte und Ausstellungen gehören ebenso zu ihren Projekten wie die Förderung von Kultur und Wissenschaft. Zu den zentralen Anliegen gehört es auch, fast vergessene Werke regionaler Dichter zu heben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, dem wohl berühmtesten Schriftsteller des Barock, und Philipp Reis, dem Erfinder des Telefons, kann die Barbarossastadt voller Stolz auf zwei berühmte Söhne blicken, die in den Bereichen Literatur und Wissenschaft mit ihren Werken wahre Meilensteine setzten. Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen erblickte 1621 oder 1622 in Gelnhausen das Licht der Welt und verbrachte seine Kindheit in der Stadt. Durch die Erstürmung Gelnhausens anno 1634 wurde er in den Strudel des dreißigjährigen Krieges gerissen und erlebte in der Folgezeit dessen Wirren, die sein Leben und Schreiben entscheidend prägten, hautnah mit. Am 17. August 1676 starb er schließlich als Schultheiß in Renchen. Er verfasste wunderbare Werke; bekannt wurde er vor allem durch seine Schelmenromane, mit denen er die simplicianische Tradition im deutschsprachigen Raum begründete. Sein berühmtestes Buch ist „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“, den er mit zahlreichen Folgeschriften zu einem simplicianischen Zyklus ausweitete. Das unglaublich vielschichtige Werk dieses genialen Autors verwirrt und begeistert die Leser seit Generationen. Günter Grass, Umberto Eco, viele aktuelle Autoren sind fasziniert und bekennen sich zu ihrer Begeisterung für Grimmelshausen. Diese ist für den heutigen Leser, der den Simplicissimus zum ersten Mal zur Hand nimmt und nach dem ersten Satz, der sich immerhin über zwanzig Zeilen erstreckt, meist bereits resigniert aufgibt, häufig schwer nachvollziehbar. Deshalb will die Kulturstiftung anhand entsprechend aufbereiteter Vorträge, Ausstellungen und Auktionen den Charme und Humor des berühmten Barockdichters zeigen und dem heutigen Leser wieder nahe bringen – wie beispielsweise in einer überregional vielbeachteten Ausstellung im August 2006 geschehen. Den Grundstock der Sammlung, die die Kulturstiftung bewahrt und erweitert, legte der verstorbene Prof. Dr. Adolf Huber mit seiner großzügigen Bücherstiftung, der Erna Huber-Sammlung: Wertvolle und rare Exemplare der Grimmelshausenschen Werke, darunter Erstausgaben des „abenteuerlichen Simplicissimus Teutsch“, des „ewigwährenden Kalenders“ oder der sehr seltene „Satyrische Pilgram“ als Einzelband bilden den Kern der Büchersammlung. Daneben stehen ebenso wertvolle Einzelstücke und Gesamtausgaben aus dem Spätbarock bis hin zur Neuzeit. Ergänzt wird die Sammlung durch kunstvoll gearbeitete bibliophile Sonderausgaben und vermittelt so einen beeindruckenden Querschnitt über die Rezeptionsgeschichte des großen Erzählers aus Gelnhausen.
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