Von den Grimms über Dingelstedt zu Brückner/Kühner – Eine Zeitreise durch 250 Jahre Kasseler Literatur Goethe inspirierte der Bergpark zu einer pointierten Schilderung im Faust II, und die Brüder Grimm lebten am Wilhelmshöher Tor noch „wie auf dem Lande“. Nicht nur Heine mit seinen „Kasseler Ratten“, auch der „Nachtwächter“ Franz Dingelstedt kritisierte die Stadt als „Tempel des Schweigens“, auch die aus Kassel stammende politische Lyrik des Vormärz und der 1848er Revolution bewies ironische Schärfe. Joachim Ringelnatz konnten hier lediglich die „Karpfen in der Wilhelmstraße“ beeindrucken. Daneben stehen Texte aus der frühen Kasseler Frauenbewegung und der revolutionären Zeit der siebziger Jahre bis zu zeitgenössischen Werken. Und wenn Christine Brückner auf Reisen ihre Heimatstadt nannte, vernahm sie den Ausruf: „Ah, documenta!“ Friedrich Hölderlin, Clemens Brentano und Otto Heinrich Kühner kamen hingegen der Liebe wegen nach Kassel…
1997 setzte eine Gruppe literarisch interessierter Kasseler Bürger, der Literaturkreis, eine Idee um, die schon länger in den Köpfen gärte. Jeder nahm sich seinen Lieblingsautor vor, verfasste dessen Biographie und suchte einen passenden Text aus. Es fanden sich Menschen, die das Ganze organisierten, die Beiträge sammelten, redigierten und veröffentlichten – Ulrike Janke, Konstanze Liebelt, Peer Schröder, Kersti Schwarze… Daraus ergab sich zwanglos der erste Literaturspaziergang, der im Juni 1997 durchgeführt wurde. Mit Erfolg: Viele interessierte Literaturfreundinnen und -freunde kamen, um Karl-Heinz Nickel, Martin Baum und Arno Siebert bei ihren Vorträgen über die reichhaltige Kasseler Literaturgeschichte zuzuhören. Schon damals gehörte das Zusammenspiel von Moderation, szenischem Vortrag und Mundart zum Konzept und brachte die Literatur in und über Kassel unterhaltsam und vielseitig zum Leben. Über die Jahre hinweg wechselte immer mal wieder das Ensemble, auch Gäste waren hin und wieder dabei, wie zum Beispiel Rolf Schwendter, Ulrich Holbein oder Ingrid Mylo, es entstanden neue Routen, und neue Texte rückten in den Mittelpunkt. Der Literatur-Spaziergang aber hat sich mittlerweile etabliert und ist aus der Kasseler Open-Air-Kultur nicht mehr wegzudenken. Wir bieten verschiedene Schwerpunkte auf unterschiedlichen Routen an. Kasseler Mundart von Paul Heidelbach und Philipp Scheidemann sind ebenso zu hören, wie Texte von Christian Lewalter, Ulrich Holbein, Kurt Kersten, Georg Forster und weiteren alten und modernen Kasseler Autoren.
Broschüre: Kasseler Literatur-Spaziergang
Pünktlich zum ersten Literatur-Spaziergang vor zehn Jahren wurde von Mitgliedern des Kasseler Literaturkreises die Broschüre „Kasseler Literatur-Spaziergang“ herausgegeben. Sie versammelt Textbeispiele und Biographisches von Autorinnen und Autoren, insgesamt eine Zeitreise durch 200 Jahre literarisches Leben. Leben und Werk der 36 Dichterinnen und Dichter eröffnen einen spannenden Einblick in die wechselvolle Geschichte Kassels.
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